Manche streben nach mehr, andere halten sich soweit von ihr fern wie nur irgendwie möglich: Verantwortung – für das eigene Leben, der/den Partner*in, die Karriere, das Haus, die Eltern, die Kinder, die Gesellschaft. Das Tragen von Verantwortung wird – das weiß jede von uns – mit unter zur Last, bringt sie doch auch Erwartungen mit sich.
Trägt jemand, der in eine privilegierte Familie geboren wurde, auch Verantwortung für das Wohl anderer? Muss man das eigene Glück teilen? Sollte man sich gesellschaftlich oder politisch engagieren, wenn man die Chance dazu hat? In Zeiten von Corona, Klimawandel und Migration bekommt Verantwor tung noch eine ganz andere Dimension: Sind wir für die Gesundheit fremder Menschen verantwortlich? Oder für Geflüchtete aus anderen Ländern, deren Zukunft dort wir durch unser Konsumverhalten zerstört haben?
Wir möchten diese Fragen mit Ja beantworten. Verantwortung zu übernehmen, gehört zum menschlichen Dasein. Wo sie beginnt, ist indes schwierig zu klären, weil es nicht an festen Kriterien hängt. Im Gegenteil: Diese muss jede und jeder individuell für sich festlegen – eine Aufgabe, die fordert, manchmal überfordert und schlimmstenfalls im Nichtstun mündet Dabei ist es gut zu wissen, das Verantwortung zu tragen nicht schwer sein muss. Es geht im Kleinen wie im Großen. Für ein Amt kandidieren, Mundschutz tragen, gegen Rassismus demonstrieren, eine Firma gründen, Kinder erziehen, für die Nachbarin einkaufen, einen Flüchtling unterstützen, bewusst konsumieren… . Verantwortung muss keine Bürde sein, sondern ist oft ein Geschenk, für das wir dankbar sein sollten.
(Unser Editorial aus Courage 04/2020)